Menu

Mode in Afrika

afrika-modeDie bunten, wild gemusterten Stoffe, die so nachhaltig unser Bild von Afrika und der afrikanischen Mode geprägt haben, kommen ursprünglich aus den Niederlanden und werden dort immer noch für den afrikanischen Markt produziert.

Die sogenannten „WAX“-Stoffe wurden ursprünglich mit Holzstempeln, die in Wachs eingetaucht wurden, hergestellt. Niederländische Tuchhändler des 19. Jahrhunderts haben dann diese Stoffe für die holländische Kolonie Indonesien in größerem Maßstab produziert. Allerdings sind jene industriell produzierten Billigstoffe mit den typisch indonesischen Batikmustern von den Balinesen nicht gut angenommen worden. Dann wurden westafrikanische Soldaten nach Indonesien beordert, um die Niederschlagung von Aufständen in dieser Kolonie zu unterstützen. Und diese Menschen aus Westafrika zeigten dort großes Interesse an jenen bunten Stoffen, d. h., sie brachten diese „Wax-Stoffe“ als Geschenke für ihre Familien nach Westafrika. In Windeseile verbreitete sich dadurch diese „Mode“ zunächst in Ghana, dann in Nigeria und Togo und so fort. Wie aus dem Nichts war plötzlich ein ganz neuer Markt für die niederländische Stoffproduktion entstanden.


Eine afrikanische Erfolgs-Story

Es war die 1846 in Helmond gegründete Firma Vlisco, die sich seit 1933 verstärkt auf den afrikanischen Markt konzentrierte und dort in der Tat innerhalb kurzer Zeit sozusagen eine Monopolstellung etablieren konnte. Ihre erfolgreiche Strategie bestand damals darin, eigenes, gut geschultes Personal nach Afrika zu schicken, um innerhalb der Bevölkerung die beliebtesten Muster, Motive und Farben festzustellen. Parallel dazu wurde ein breites Netzwerk lokaler Händler und Vermarkter für die Stoffe aufgebaut. Nur so war es möglich, die lokalen Bedürfnisse bzw. Trends zu erkennen, was im Ergebnis zu den berühmten „wax hollandais“, die auch als „javaprint“ bekannt sind, und den teuren „superwax“ führte.

Auch heute noch werden die meisten hochwertigen „Wax-Stoffe“ von Vlisco in Helmond produziert, und sogar die sogenannte Haute-Couture hat diese Stoffe für sich entdeckt. Es sind inzwischen niederländische Designer, die mit der Entwicklung der Muster beauftragt sind. Interessant ist hier, dass nicht etwa nur traditionelle afrikanische Motive getragen werden, sondern die Afrikaner geben sich bereitwillig her als wandelnde Werbeträger für alle Arten von Konsumgütern oder technischen Geräten wie z. B. Handys, Zahnbürsten, Computer oder Zündkerzen.

Vom Kolonialismus zur Identitätsfindung

In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich auch eine afrikanische Textilindustrie, die die lokalen Märkte mit billigen Wax-Imitaten geradezu überschwemmte. Aber auch die traditionelle und z. T. auch am Islam orientierte Bekleidung wie der Boubou (ein kaftanähnliches wadenlanges Kleid) wurden nun wieder vermehrt produziert und getragen. Darüber hinaus wurden die Wax-Stoffe manchmal sogar zum Instrument politischer Propaganda, d. h., afrikanische Mode wurde bewusst zur Demonstration afrikanischen Selbstbewusstseins eingesetzt.

Kreative afrikanische Mode versus globaler Unifizierung

Wax-Stoffe erzählen mit ihren Bildern Kolonialgeschichte. Dabei gelingt es gerade den afrikanischen Modemachern recht gut, verschiedene Materialien, Formen, Techniken, ob mit islamischem oder europäisch-christlichem Hintergrund geschickt zu kombinieren und so auch neu zu erfinden. Ein gutes Beispiel dafür sind die in Westafrika verbreiteten Kleiderstile. In westafrikanischen Ländern tragen die meisten Frauen ziemlich aufwendig geschneiderte Kleider aus Baumwolle z. B. Bamako, Ouagadougou oder Abidjan. Ganz anders sieht es z. B. in Ostafrika aus. Dort wird eher Synthetikkleidung favorisiert, die aus Asien oder aus europäischen Altkleidersammlungen stammt.

Die Rückbesinnung auf nationale Traditionen bei der Bekleidung ist in Südafrika besonders stark verbreitet. Dies steht sicher im Zusammenhang mit dem langwierigen und aufopferungsvollen Prozess der Überwindung des rassistischen Apartheidregimes. Eine Ausbildung im Bereich Modedesign z. B. war den Schwarzen seinerzeit streng untersagt. Aber nun sind Südafrikaner, die einst in Europa oder den USA auf diesen Gebieten studiert haben, zurückgekehrt und vertreiben mit großem Erfolg und unter eigenen Labels ihre Kollektionen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass kein Geringerer als Nelson Mandela mit seinen schicken, bunten Hemden sehr bewusst immer wieder gern als „Promotor“ für die junge südafrikanische Designergarde in Erscheinung getreten ist. In Deutschland kann man Stoffe mit angehauchten afrikanischen Motiven zum Beispiel bei bader.de mit entsprechendem Gutschein von Gutscheinbunny ziemlich günstig erwerben.

Inzwischen hat die Globalisierung auch in puncto Mode Afrika längst erreicht. Dennoch haben hochwertige Kleidungsstücke in den afrikanischen Gesellschaften nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert, untermauert noch durch wertvolle Schmuckarbeiten und nicht zuletzt auch aufwendige Frisuren. Insofern ist die Bekleidung in Afrika kein schnelllebiges Konsumgut, sondern ein wichtiges Statussymbol.

Bildquelle: © Depositphotos.com / Mirage3